Die griechische Karwoche – „I Megali Evdomada“

Bildergebnis für Κερκυρα Μεγαλη Εβδομαδα
In der Karwoche leuchten die Lampen am Liston violett

Die griechische Karwoche heißt in Griechenland „Die große Woche“  (Η μεγάλη εβδομάδα). Sie beginnt mit dem gestrigen Palmsonntag – Kyriaki ton Vajion (Κυριακή των Βαϊων), an dem des Einzugs Christi nach Jerusalem gedacht wird und endet am „Großen Samstag“  (Το Μεγάλο Σάββατο) um Mitternacht mit der Feier Christi´ Auferstehung. Den krönenden Abschluss der entbehrungsreichen Fastenzeit und der wirklich traurigen „Megali Evdomada“ bildet natürlich der Ostersonntag  (Κυριακή Του Πάσχα).

In der Karwoche wird jeden Abend ein Gottesdienst gehalten denn diese Tage repräsentieren für die Orthodoxen die Zeit, die Jesus bis zu seiner Kreuzigung und schließlich bis zu seiner Auferstehung in Jerusalem verbrachte. Die Gottesdienste stellen die letzte Woche im Leben Christi, seine Passion und sein Leiden, symbolisch nach.

Am Großen Dienstag (Μεγάλη Τρίτη) trägt der Pfarrer die „Motette der Kassiani“ (Τροπάριο της Κασσιανής) vor.

Am nächsten Tag – dem „Großen Mittwoch“ (Η Μεγάλη τετάρτη) bekommen die Christen nach dem Gottesdienst ein Stück Watte, das sie in Öl eintauchen und anschließend damit ihre Stirn bekreuzigen, damit ihnen ihre Sünden vergeben werden und sie nach ihrer Beichte bereit sind am Morgen des Großen Donnerstag (Μεγάλη Πέμπτη) den Segen des Pfarrers zu bekommen.

Der Gründonnerstag  ist einer der bedeutendsten Tage der griechischen Osterwoche, da an diesem Tag in der Messe die zwölf Evangelien, die die Leiden Christi beschreiben, vorgelesen werden. Nach dem sechsten Buch werden die altgriechischen Psalme „Símeron kremáte epi ksílou“ („Σήμερον κρεμάται επί Ξύλου“ – Heute wird er gekreuzigt). In diesem Augenblick hört man oft auch das Hämmern der Nägel, mit denen Jesus an Händen und Füßen an das Kreuz genagelt wurde.

Heute wird auch der „Sarg Jesu“ mit weißen und roten Blumen gwachmückt, auf den am Morgen des Karfreitag der „Leib Christi“ gelegt wird, der Epitáfios – (gr: Επιτάφιος). Es handelt sich dabei um ein goldbesticktes Tuch, das den Leichnam von Jesus mit der Heiligen Mutter Maria und den Engeln darstellt.

Am Karfreitag – dem „Megali Paraskeví“ (Η Μεγάλη Παρασκευή) – dem wohl traurigsten Tag des ganzen Jahres für alle orthodoxen Christen – erfolgt das Abnehmen Jesus´ Körper vom Kreuz (Αποκαθήλωση) durch den Pfarrer.

 

Ähnliches Foto
Der Karfreitag wird auf Korfu besonders emotional zelebriert.

Am Abend des Karfreitag trägt der Pfarrer mit seinem Gefolge aus Musikern und Sängern  den blumenbeschmückten Sarg aus der Kirche.  Diese Prozessionen sind auf Korfu besonders eindrucksvoll und emotional. Zu hören ist dabei das Klagelied „O glyky mou ear“ (O süßer Frühling).

Am Großen Samstag (Το Μεγάλο Σάββατο) gehen  viele Christen frühmorgens noch einmal zur Kirche und nehmen das Brot (symbolisiert den Körper Jesus) und den Wein (symbolisiert das Blut Jesus) zu sich, damit sie gesegnet sind und wünschen sich gegenseitig eine Gute Auferstehung – Kalí Anástasi (Καλή ανάσταση). Anschließend wird am Liston die sogenannte erste Auferstehung gefeiert, bei der mit Wasser gefüllte Tonkrüge (die Botides) von den Balkonen der hohen Herrenhäuser geworfen werden.

Am Samstagabend versammeln sich alle Menschen zum finalen Male in der Kirche, feierlich gekleidet und bewehrt mit der traditionell geschmückten Kerze – der „Lampada“ (η λαμπάδα) in der Hand und warten auf den großen Moment. Während der ganzen Zeremonie singt der Pfarrer verschiedene Psalmen, die vom Gesang des Volkes begleitet werden. Sobald der altgriechische Vers „Défte lávete fós“ („Kommt und nehmt Licht“) ertönt, wird das Heilige Licht vom Pfarrer an jeden Gläubigen weitergegeben bis alle Kerzen brennen. Um Mitternacht erklingt dann endlich der Psalm, der die Auferstehung Jesus Christi ankündigt:

„Christós anésti ek nekrón
thanáto thánaton patísas
kai tis en tis mnímasi
zoín charisámenos“

„Christus ist auferstanden von den Toten,
mit Seinem Tod hat Er den Tod besiegt,
und denen, die in den Gräbern waren,
das Leben geschenkt.“

Das Kerzenlicht wird von einem zum anderen weitergegeben

Während der Pfarrer und die Menschenmenge diesen Psalm drei Mal zusammen singen, läuten gleichzeitig die Glocken, Feuerwerke erhellen den Himmel, die Kerzen brennen, alle umarmen und küssen sich. Man beglückwünscht sich, in dem man sich gegenseitig die Worte „Christós Anésti!“ -Χριστός Ανέστη (Jesus ist auferstanden) und als Antwort „Alithós Anésti!“ – Αληθώς ανέστη!(Er ist wahrhaftig auferstanden) zuruft.

Nach den Glückwünschen gehen die meisten nach Hause, um das erste Fleischgericht nach einer langen Fastenzeit endlich genießen zu können. Die traditionelle Ostersuppe „Magirítsa“ (Η Μαγειρίτσα), besteht aus Innereien vom Lamm, aus Leber, Lunge, Gedärmen, Herz und verschiedenen, aromatischen Kräutern sowie einer Zitronensoße. Ach so, ja, und ein Lammauge schwimmt auch noch drin rum. Das soll demjenigen, den es vom Teller aus anguckt, für das nächste Jahr Glück bringen. Wenn er´s denn schluckt…. (urgs). Na, viel Glück dann auch!

Außerdem findet mit den am „Megali Pempti“ – dem Gründonnerstag – ausschließlich rot gefärbten Eiern das traditionelle „Eierpecken“ statt. Beim mitternächtlichen Essen und auch am ganzen Ostersonntag dürfen natürlich auch das traditionelle Osterbrot „Tsuréki“ (Τσουρέκι) und die Oster“kringel“ „Koulurákia“ (Κουλουράκια) nicht fehlen.

Radio Korfu wünscht eine schöne, besinnliche „Megali Evdomada“! Haltet durch – Ostern naht!!!

 

 

Post to Twitter Post to Delicious Post to Facebook Post to MySpace

Kommentar hinterlassen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert


8 × = zwanzig vier

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.