Flughafen Korfu jetzt in Frankfurter Hand?

Bedingung für das sogenannte dritte Rettungspaket für Griechenland war unter anderem die Privatisierung von 14 Regionalflughäfen in Griechenland, darunter auch der Flughafen Ioannis Kapodistrias in Korfu.

FlughafenIm Dezember unterschrieb die halbstaatliche deutsche Flughafengesellschaft Fraport zusammen mit einem griechischen Partner eine entsprechende Pachtvereinigung über 40 Jahre. Seitdem herrscht Unruhe im gewerkschaftlichen und politischen Milieu: Die griechische Luftfahrtgewerkschaft OSYPA hat beim obersten Verwaltungsgericht Klage eingereicht und letzte Woche haben dort auch Vertreter der Ionischen Inseln und anderer Regionen des Landes vorgesprochen.

Was ist aber eigentlich das Problem bei dem Deal? Fraport-Chef Stefan Schulte sieht hinter der Übernahme ganz klar eine „Win-Win“-Situation für „Griechenland und seine Leute“ und betont: „Unser umfassendes und langjähriges Know-how als Flughafenbetreiber werden wir nutzbringend an allen 14 Flughafenstandorten zum Einsatz bringen.“

1,23 Milliarden Euro zahlt das Fraport-Konsortium einmalig und verpflichtet sich darüber hinaus zu einer jährlichen Konzessionsabgabe von 22,9 Millionen Euro an den griechischen Staat. Nicht gerade wenig wenn man bedenkt, dass in der Staatskasse dringend Geld gebraucht wird. Fraport versprach außerdem, einige Einrichtungen zu modernisieren und Angaben zufolge bis 2020 insgesamt 330 Millionen Euro in die griechische Flughafeninfrastruktur zu investieren.

Auch der Vorsitzende des griechischen Privatisierungsfonds Taiped Stergios Pitsiorlas begrüßte die künftige Präsenz von Fraport ausdrücklich. Er glaubt: „Die Unterzeichnung des Vertrags stellt eine politische Botschaft von unschätzbarem Wert dar„ und „ist eine wichtige Station für die Infrastruktur des Landes, ein Schritt, der zusätzliche Einnahmen und hohe Investitionen bringen wird.“

Ganz anders sieht das allerdings die griechische Luftfahrtgewerkschaft OSYPA. Ihrer Einschätzung zufolge sei der Ausverkauf der griechischen Flughäfen ein Skandal, denn die Erlöse aus dem Betrieb der Flughäfen fließen nun auf deutsche Konten, statt nach Athen. Im Fraport Konzern ist übrigens neben der Stadt Frankfurt und dem Land Hessen, die mit 51 Prozent die Mehrheit haben, auch die Lufthansa mit knapp zehn Prozent beteiligt.

Wirtschaftlich und politisch korrekter sei es, die Fluhäfen zu modernisieren und den Erlös aus den Gebühren der Flughäfen, bei denen es sich ausnahmslos um rentable touristische Destinationen mit hohem Entwicklungspotential handelt (die subventionsbedürftigen Flughäfen bleiben sowieso in griechischem Staatsbesitz), dem Staat zuzuführen. Prognosen zufolge könnte man so in den nächsten 40 Jahren mit einem Umsatz von 8 Mrd. Euro rechnen und damit wäre die Wirtschaftlichkeit der Verpachtung an Fraport also erst einmal in Frage gestellt.

Aus moralischer Sicht kann man dieses Geschäft ohnehin nicht beurteilen.  Getarnt als nachhaltiger Bestandteil eines „Rettungspaketes“  handelt es sich doch leider eher um einen beschämender Versuch, einem wirtschaftlich eingeknickten Land Land eine seiner wichtigsten Einnahmequellen zu entwenden.

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Ein Kommentar

  1. Das ist sicher ein ganz schräges Geschäft. Wie einst die Verramschung der Wasserversorgung etc. in Deutschland. Wichtig wäre die bisherigen Zahlen zu kennen. Und der Verbleib der bisherigen Erlöse. Mit Sicherheit hätte Fraport den Deal nicht gemacht, wenn da kein Gewinn herausspringen würde. Logo. Das kurzfristige Füllen der Staatskasse ist nur ein Vorwand.

    Und dennoch: Ob griechisches Management zu einer modernen, gut verwalteten Organisation der Flughäfen führen würde (plötzlich?) darf ebenso infrage gestellt werden. Griechische Organisation hat nun mal nicht deeeen guten Ruf. Leider.

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