Griechenland geht es seit einigen Jahren gar nicht gut. Wir hören von Schulden in Milliardenhöhe, die vom Staat an diverse Banken zurückzuzahlen sind. Die Presse informiert uns über die Maßnahmen, die seitens der Troika und der anderen EU-Mitgliedsstaaten getroffen wurden, um den Schuldenberg abzubauen. Es sickert durch, dass das griechische Volk arg gebeutelt wird, abstrakte Zahlen in Bezug auf Arbeitslosenquote oder Kürzungen im Renten- und Versorgungssystem werden veröffentlicht. Hier und da hören wir auch etwas von gestiegener Zahl an Obdachlosen und schwerer Depression. Wie schlimm die Situation im Land aber tatsächlich aussieht, das kann nur begreifen, wer hier lebt.
Die Sparmaßnahmen betreffen alle Einwohner Griechenlands. Aber am härtesten trifft es aber diejenigen, die ohne Arbeit,alt oder krank sind: Rentner können sich nicht gegen die Kürzungen wehren, Jugendliche haben zur Zeit gar keine Zukunftschanchen, Kranke werden ohne Medikamente und ohne ausreichende Versorgung gelassen. Besonders schlimm sind auch soziale Einrichtungen betroffen: Dem Kinderheim „Lächeln des Kindes“ wurden sämtliche staatlichen Zuschüsse gestrichen. Städtische Alteneinrichtungen werden mit einem Minimum an Personal und oft ohne die nötigsten Pflegemittel geführt.
Auch wenn in letzter Zeit von einer Steigerung des Bruttosozialprodukts die Rede ist, so ist doch eine konkrete Verbesserung der Situation für das griechische Volk noch nicht abzusehen. Die sogenannten „Rettungspakete“ erreichen die Menschen nicht. Hilfe und Unterstützung ist gefragt.
Natürlich muss auf politischer Ebene etwas passieren. Auch muss die Verwaltung Wege finden, um die Ärmsten nicht allein zu lassen. Aber das braucht Zeit. Und den Menschen geht es schlecht, sie brauchen dringend Hilfe. Auch hier bei uns auf Korfu.
Ein deutscher Verein hat es sich jetzt zur Aufgabe gemacht, diese dringend benötigte Hilfe zu leisten. Da wo sie gebraucht wird und auf kürzestem Weg. Andrea Multhaupt-Meckel ist die Vorsitzende und Gründerin des Vereins „Partner für Korfu“ und ihre Intention ist, soziale Projekte und Einrichtungen der Insel aber auch hilfsbedürftige Familien und Menschen durch Geld- und Sachspenden zu unterstützen. Dazu wurden und werden Partnerschaften zwischen deutschen Organisationen, Trägern oder Spendern mit korfiotischen Projekten oder Einrichtungen geschlossen.
Andrea, die als Supervisorin im sozialen Bereich tätig ist ist, organisiert bereits seit 18 Jahren Seminare auf Korfu zu entsprechenden Themen. Sie wohnt mittlerweile einen Teil des Jahres auf Korfu und ist durch Freundschaften in die inselinternen Gemeinschaften integriert. Sie hat so Einblick in die Bedingungen unter denen ihre korfiotischen Kollegen und Kolleginnen arbeiten, bekommen. Ihr Schwerpunkt ist auch die Beratung von Fachkräften im sozialen und pädagogischen Bereich. Demnach steht sie auch für die fachliche Unterstützung von Pädagoginnen und Sozialarbeiterinnen vor Ort zur Verfügung. Wir haben Andrea getroffen und sie um ein Interview gebeten.
Radio Korfu: Andrea, wo brennt es derzeit am meisten auf Korfu?
Andrea: Ich beobachte, dass in vielen Familien kein Geld mehr für alltägliche Dinge, wie Schuhe oder Kleidung da ist. Neuerdings sparen auch viele Griechen wieder an Lebensmitteln, z.B. Fleisch und frische Milchprodukte. Es kommt auch vor, dass Medikamente und andere medizinische Produkte fehlen. Angebote für die Kinder, wie Sport- oder Musikvereine können nicht bezahlt werden. Leider werden auch Nachhilfe und Fremdsprachenunterricht nicht mehr in Anspruch genommen. Ein Riesenproblem ist natürlich die hohe Jugenarbeitslosigkeit. Die jungen Leute sind oftmals ganz ohne Hoffnung.
Radio Korfu: Wurden bereits Ideen und Projekte umgesetzt? Welche?
Andrea: Der Verein existiert zwar erst seit sechs Monaten und wir sind natürlich noch in der Aufbauphase, aber trotzdem haben wir schon einiges geschafft: Für das Kinderheim „Lächeln des Kindes“ haben wir Bettdecken und Badeanzüge sowie zwei Sitzgruppen aus Holz angeschafft. Und für ein Altenheim haben wir einen großen Fernseher gekauft. Außerdem haben wir verschiedene Sachspenden an Bedürftige verteilt, unter anderem Bettwäsche, Orthopädische Produkte und Kleidung.
Radio Korfu: Was steht als nächstes an?
Andrea: Wir sind noch in der Phase des Organisierens. So bemühen wir uns derzeit um eine Möglichkeit, die Sachspenden einfach und preiswert nach Korfu zu transportieren. Außerdem wollen wir in Deutschland verschiedene Aktionen und Partnerschaften starten, um Geld und Sachspenden zu sammeln. Darüber hinaus bemühen wir uns sehr um Praktikumsplätze oder vielleicht sogar Ausbildungsplätze für Jugendliche in deutschen Handwerksbetrieben.
Hier auf Korfu verteilen wir gerade, was wir haben, recherchieren, fragen die Leute und die Einrichtungen, was sie am dringensten brauchen.
Radio Korfu: Was wird denn am dringensten gebraucht?
Andrea: Natürlich in erster Linie Geld- und Sachspenden. Wir geben regelmäßig Rundschreiben heraus, welche Art von Sachspende aktuell gebraucht wird. Wer in den Verteiler aufgenommen werden möchte, kann mir bitte eine Email schicken unter info@partner-fuer-korfu-eu. Die Aufrufe werden aber auch hier auf Radio Korfu bekannt gegeben.
Radio Korfu: Wie kann man Mitglied bei „Partner für Korfu“ werden?
Andrea: Die website ist noch im Aufbau, daher kann man die Anträge auf Mitgliedschaft noch nicht im Internet herunterladen. Aber gern schicke ich die Anträge per Mail. Dazu bitte wieder an info@partner-fuer-korfu-eu schreiben. Der Beitrag für die ordentliche Mitgliedschaftbeläuft sich auf 60 Euro. Aber man kann auch Fördermitglied werden, das ist günstiger.
Hallo Ihr lieben.
Meine Mittel sind gering aber wenn ich etwas zur Linderung beitragen kann, möchte ich helfen. Ich werde vom 09. Sep.an eine Woche auf Korfu sein. Kann ich etwas aus Deutschland mitbringen oder vor Ort was machen, um zu helfen?
Gruß Thorsten
Hallo Thorsten, vielen Dank. Ich gebe deine Post an Andrea weiter.
LG
Maria (Radio Korfu)
Hallo Maria
ich war auf Korfu und habe eine Frau kennengelernt, die ausgewandert ist und
Sie hat mich genau auf diese“Zustände“ aufmerksam gemacht.
Ich habe eine Praxis und könnte sicher einen größere Spendenaktion
veranstalten. Meine Frage ist nur wie kommen die Spenden, Sachspenden
dann von Hamburg nach Korfu.
ich könnte mir vorstellen , die Fluggesellschaften könnten Interesse bekommen, wenn
Sie damit werben können ein solches Hilfs Projekt zu unterstützen,
aber vielleicht gibt es ja schon Absprachen. Also bevor ich in größerem Rahmen tätig werde
würde ich mich über eine Info diesbezüglich freuen.
Mit herzlichen Grüßen Heike
Hallo Heike,
vielen Dank. Ich leite deine Post an den Verein „Partner für Korfu“ weiter.
Tolle Aktion, gerne weisen wir unsere Gäste darauf hin. Gibt es denn mittlerweile eine Website?
http://www.partner-fuer-korfu.eu/index.html