Der 17. November ist in Griechenland den Studenten gewidmet. An Schulen und Universitäten findet heute kein Unterricht statt sondern es werden Gedenkveranstaltungen durchgeführt. Dieses Datum ist nämlich der Erinnerungstag des Aufstandes der Studenten der Technischen Universität von Athen („Εθνικό Μετσόβιο Πολυτεχνείο”, kurz: Polytechnio) gegen die Militärdiktatur:
Athen, 17. November 1973
Seit drei Tagen halten die Studenten der Nationalen Technischen Universität von Athen „Polytechnio“ bereits das Universitätsgebäude besetzt. Mit einem eigenen Radiosender rufen sie die Bevölkerung zum Kampf gegen die damals schon sechs Jahre andauernde Militär-Diktatur auf. Mit ihrem Slogan “Brot, Bildung, Freiheit” bringen sie geschätzte 100.000 Athener auf ihre Seite. Doch die immer häufiger werdenden Proteste gegen das Regime werden brutal niedergeschlagen.
In der Nacht vor dem 17. Novembers wird die Straßenbeleuchtung vor dem Polytechnio abgeschaltet und Militärpanzer fahren vor. Die Studenten, sie sich auf dem Campusgelände verbarrikadiert halten, verbreiteten über ihren Radiosender die Botschaft: “Die Soldaten sind unsere Brüder, sie werden uns nicht angreifen“. Doch das Militär drängt auf Einlaß in den Campus. Um 2.30 Uhr durchbricht ein Panzer mit hoher Geschwindigkeit das Eingangstor. Polizisten drängen in der Folge die in Panik geratenden Protestierenden zusammen. Dabei gehen sie so brutal vor, dass sogar einige Soldaten versuchen, die Studenten zu schützen. 24 Menschen kamen ums Leben, über Tausend wurden verletzt.
Der 17. November 1973 stellt den Höhepunkt der studentischen Bewegungen für die Demokratisierung des Ausbildungssystems dar. Ein halbes Jahr vor den Ereignissen am Polytechnio hatte bereits die Besetzung der Juristischen Fakultät in Athen für Aufsehen gesorgt. Die Studenten protestierten in der Hauptsache gegen die Kontrolle seitens der Militärdiktatur über den Inhalt und die Ziele der Ausbildung. Sie forderten die Möglichkeit studentischer Wahlen und freier Meinungsäußerung. Denn Studenten, die als ideologische Gegner betrachtet wurden, mussten ihr Studium abbrechen und in den Militärdienst eintreten. Wer an Protesten gegen die Diktatur teilnahm, wurde verhaftet und gefoltert.
Der studentische Aufstand im November 1973 hat die militärische Diktatur zwar nicht beenden können. Aber er hat deutlich gezeigt, dass das Regime bereits am Ende war.