Gestern mittag wurde der Spianada-Platz zu einem riesigen Laufsteg: Sämtliche Philharmonien und Schulen der Stadt sowie alle bedeutsamen Kultur- und Sportvereine marschierten hier in Form einer bunten Parade auf. Zuvor legten wichtige Politiker, darunter der aus Athen angereiste Minister für öffentliche Ordnung und Sicherheit, Nikos Dendias Kränze nieder.
Die Ionischen Inseln feiern dieses Jahr nämlich ihren 150sten Hochzeitstag mit Griechenland. Ein guter Anlass, wie ich finde, die bewegende und interessante Geschichte dieser Gegend einmal zu beleuchten.
Die westgriechische Inselgruppe wird auch Eptanisa (epta – sieben, nisia – Inseln) genannt, weil sie aus sieben größeren Inseln besteht: Korfu, Paxos, Lefkada, Ithaka, Kefalonia, Zakynthos sowie Kythira. Dazu gehören noch mehrere kleinere Inseln, wie etwa die drei vor Korfu gelegenen Diapondischen Inseln und die den zu Lefkada gehörenden Tilevoides.
Ursprünglich waren die Ionischen Inseln griechisch. In der Antike spielten sie eine wichtige Rolle, weil Ithaka die Heimat Odysseus war. Dieser machte auf seiner Irrfahrt Station auch im Land der Phäaken, dem heutigen Korfu, dem Homer ein großes Kapitel widmete.
Doch bereits 146 v.Chr. fiel die Inselgruppe für einen Zeitraum von fast 400 Jahren an das Römische Reich. Nach dessen Fall gehörten sie dann zum Byzantinischen Reich bis sie 1204 eine nach der anderen von der mächtigen Seerepublik Venedig erobert wurden.
Die Venezianer-Herrschaft dauerte lange – fast 600 Jahre – und hat den Charakter und die Kultur der Ionischen Inseln maßgeblich beeinflusst. Die Architektur in den Städten erinnert eher an Italien als an Griechenland. Der Küche fehlen die typischen orientalischen Gewürze, stattdessen gehören Nudelgerichte zu den traditionellen Speisen. Auch die Volksmusik – dominiert von Gitarre, Violine und Akkordeon – hat nichts mit der schweren Klarinettenmusik des nur wenige Kilometer entfernten Epirus gemein. Sogar die Tänze unterscheiden sich: Während in anderen Regionen Griechenlands fast immer im Halbkreis getanzt wird, stehen sich bei einigen Ionischen Tänzen die Tänzer gegenüber oder tanzen paarweise. Da bis in die 1950er Jahre hinein noch ein venezianischer Dialekt auf den Inseln gesprochen wurde, ist auch die Sprache der Ionier eine Eigene. Es gibt zahlreiche Wörter, die einen italienischen Ursprung haben und nur in dieser Region verwendet werden.
Erst Ende des 18ten Jahrhunderts besiegte Napoleon Venedig und die Ionischen Inseln fielen unter französische Herrschaft. Nach Napoleons Fall wurden sie von den Briten eingenommen und zu den „Vereinigten Staaten der Ionischen Inseln“ ernannt.
Während das griechische Festland sich nach 400 Jahren türkischer Herrschaft bereits ab 1821 nach und nach frei kämpfte, wurde die Ionische Inselgruppe erst 1864 – vor eben diesen 150 Jahren – von den Engländern an Griechenland übergeben. Am 21.Mai feiern die Inseln jedes Jahr dieses Ereignis mit großen Paraden.
Quelle: Griechenland-Reiseblog