Die Woche vor Ostern heißt in Griechenland „Megali Evdomada“ – Große Woche. Sie ist, was die Traditionen und Feierlichkeiten angeht, die wichtigste Woche des Jahres und bereitet die orthodoxen Christen auf das Osterfest vor. Rund um diese Woche gibt es eine Reihe von Traditionen, die sehr lebendig sind.
Auch wer es in den 40 Tagen seit Rosenmontag mit dem Fasten nicht so genau genommen hat, verbannt spätestens in der Megali Evdomada Fleisch- und Fischgerichte sowie Milch- und Eierprodukte von seinem Speisezettel. Strenggläubige verzichten jetzt sogar auf Öl, denn die Karwoche ist die Zeit der Enthaltsamkeit. Eine Ausnahme bildet der Palmsonntag – Kyriaki ton Vajion, der das Ende der 40 Tage der Sarakosti sowie den Beginn der Großen Woche darstellt. An diesem Tag, an dem des Einzugs Christi nach Jerusalem gedacht wird, erlaubt die orthodoxe Kirche den Verzehr von Fisch.
Die Tage, die nach dem Palmsonntag folgen, repräsentieren für die Orthodoxen die Tage, die Jesus bis zu seiner Kreuzigung und schließlich bis zu seiner Auferstehung in Jerusalem verbrachte. Die Gottesdienste stellen die letzte Woche im Leben Christi, seine Passion und sein Leiden, symbolisch nach. So verehren die Kirchgänger am Montag und Dienstag der Karwoche die Ikone des gefangenen Christus. Der Mittwoch ist dem heiligen Sakrament der Ölsalbung gewidmet, der Große Donnerstag gedenkt des letzten Abendmahls und es werden die 12 Evangelien gelesen. Und am Freitag findet die bewegende Epitaphios-Prozession statt. Der geschmückte Sarg Christi wird um die Kirche getragen, wobei es eine Ehre für die Männer ist, ihn halten zu dürfen. In Korfu wird diese bewegende Prozession von allen Philharmonien und Chören begleitet. Den Höhepunkt stellt jedoch die Auferstehungsmesse in der Nacht von Samstag auf Sonntag dar, an dem die Kirchgänger das Osterlicht empfangen.
Die Tage vor dem griechischen Ostern werden aber nicht nur in der Kirche sondern auch zu Hause zelebriert. Ab dem Palmsonntag wird das Haus mit Zweigen von Palmen oder Lorbeersträuchern geschmückt.
Am Donnerstag vor Ostern werden Blumen gepflückt, mit denen am folgenden Tag der Epitaphios, der Sarg Christi dekoriert wird. Außerdem färben die Hausfrauen an diesem Tag die Ostereier – ausschließlich rot, denn die Farbe Rot symbolisiert das Blut Christi. Auch Tsoureki wird heute gebacken. Dieses köstliche Brot aus süßem Hefeteig wird aber erst am Sonntag probiert.
Der Karfreitag ist ein Trauertag und Arbeit, auch Hausarbeit, wird heute nicht verrichtet. So fällt die gesamte Vorbereitung für das sonntägliche Osterfest auf den Großen Samstag. Und die Vorfreude auf das Ereignis am folgenden Tag ist überall zu spüren.
Quelle: http://www.griechenlandreise-blog.de/gesellschaft/die-karwoche