Als „Erklärung von historischer Bedeutung“ begrüßte die griechische Parlamentspräsidentin Zoe Konstantopoulou die Aussage von Bundespräsident Gauck in Bezug auf die Notwendigkeit von Wiedergutmachungszahlungen an Griechenland gegenüber der „Süddeutschen Zeitung“. Diese wurden vergangenen Monat auf 278,7 Milliarden Euro beziffert.
„Wir sind ja nicht nur die, die wir heute sind, sondern auch die Nachfahren derer, die im Zweiten Weltkrieg eine Spur der Verwüstung in Europa gelegt haben – unter anderem in Griechenland, worüber wir beschämend lange wenig wussten„, erklärte Gauck und fügte hinzu: Es sei „richtig, wenn ein geschichtsbewusstes Land wie Deutschland auslotet, welche Möglichkeiten von Wiedergutmachung es geben könnte„.
Während Gaucks Offensive in Athen Zustimmung findet, stösst sie im eigenen Land jedoch nicht nur auf offene Ohren. So äußerte sich Bundestagsvizepräsident Johannes Singhammer (CSU) gegenüber der Presse: „Die Folgewirkungen einer Entschädigungslösung, sei es über eine Stiftung oder nach einem anderen Modell, wären problematisch und sehr schwer vorherzusagen„. „Andere Länder können mit einer ähnlichen Begründung wie die griechische Regierung auf uns zukommen und Entschädigungen einfordern.“ Es sei zweifelhaft, „ob solche Diskussionen am Ende der Versöhnung und der Verständigung dienen“. Griechenland habe dem Zwei-Plus-Vier-Vertrag zur deutschen Wiedervereinigung zugestimmt. „Das entspricht de facto einem Friedensvertrag.“
Auch die Vertriebenen-Politikerin Erika Steinbach (CDU) äußerte sich skeptisch: „Der Vorstoß ist brandgefährlich!“, sagte sie. „Wer das Fass der Entschädigung aufmacht, muss wissen, dass damit auch der Startschuss für die Forderung Vertriebener nach Entschädigung fällt.“
Die Grünen dagegen begrüßen den Vorschlag des Bundespräsidenten: „Gauck hat recht“, sagte der Fraktionsvorsitzender der Grünen im Bundestag, Anton Hofreiter. „Unabhängig von den aktuellen Problemen Griechenlands sollte sich die Bundesregierung der Debatte stellen, welche Formen der zumindest teilweisen Entschädigung für diese Verbrechen die richtigen sind.“
Somit bleibt die politische Diskussion um die Entschädigungszahlungen polar. Wie ist die öffentliche Meinung in Deutschland zu diesem Thema?
Viele deutsche Bürger erkennen mittlerweile das Bedürfnis der Griechen nach einer Wiedergutmachung und halten es für eine moralische Verpflichtung diesem nachzukommen. Ein deutsches Paar hat im März sogar selbst die Initiative ergriffen und dem Bürgermeister der Stadt Nafplio einen Scheck über 875 Euro überreicht, ihrer Rechnung nach die Summe, die jeder Deutsche theoretisch den Griechen schulde.
Andere widerum halten die „Sache für erledigt“ und die Forderung nach Reparationen schlichtweg für eine „weitere Unverschämtheit“ der griechischen Regierung.
Eine gelungene Zusammenfassung der öffentlichen Diskussion lieferten sich bereits im März zwei prominete Vertreter der Öffentlichen Meinung, Jakob Augstein, Verleger der Wochenzeitung „der Freitag“ und Nikolaus Blome, Leiter des Hauptstadtbüros des „SPIEGEL“.: Ein sehenswerter Schlagabtausch!