Die Dattelpalme gehört zwar nicht direkt zu Korfus einheimischen Gewächsen. Gleichwohl ist sie aus dem Landschaftsbild der Insel nicht mehr wegzudenken. Mit ihren erhabenen Wedeln hat sie viele öffentlichen Plätze in kleine Oasen verwandelt und zahlreichen Privatgrundstücken einen noblen und exotischen Charakter verliehen.
Leider sind die stolzen Pflanzen heutzutage stark gefährdet, denn ein Schädling, der in Spanien und Italien bereits großes Unheil angerichtet hat, wütet seit einigen Jahren auch in Korfu. Eindrucksvolles Opfer ist die Palme vor dem historischen Rathaus am San Giacomo Platz: Innerhalb weniger Monate verlor sie ihre Pracht und steht nun entlaubt und irgendwie … nackt vor dem Verwaltungshaus.
Schuld ist ein Parasit mit dem lateinischen Namen Rhynchophorus ferrugineus, der Palmenrüsselkäfer. Er gilt weltweit als größte Gefahr für Palmengewächse. In Griechenland entdeckte man ihn erstmals 2005 auf Kreta. Seitdem breitet er sich im Land aus und hat bereits für die Zerstörung von hunderten von Palmen gesorgt.
Der Käfer wächst ausschließlich auf Palmen heran. Die Weibchen legen bis zu 300 Eier, vorwiegend in Wunden im Stammbereich oder in den Blattstielen ab, aus denen die Palmenrüsselkäferlarven schlüpfen. Diese stellen die eigentliche Gefahr für die Palme dar: Sie graben bis zu einem Meter tiefe Kanäle in den Stamm der Palme um Nahrung, Fasern und Saft der Pflanze, zu finden. Wenn sich die Schädigung an der Palme zeigt – durch die Fraßtätigkeit des Käfers sterben zunächst die inneren Wedel nach unten hin ab- ist es meistens schon zu spät. Bald darauf wird die gesamte Krone braun und biegt sich wie ein offener Regenschirm nach unten. Im letzten Stadium der Schädigung kann sich sogar der Stamm der Palme verbiegen.
Zur Verpuppung verlassen die Larven die Pflanzen und bauen sich einen ovalen Kokon aus Palmenfaser am Fuß des Stammes. Die fertigen Palmenrüsselkäffer verlassen ihren Wirt, um in benachbarten Palmen Nahrung und Unterschlupf zu finden. Theoretisch kann ein Paar dieser Insekten mehr als 53 Millionen Nachkommen innerhalb von 4 Generationen hervorbringen. Die Ausbreitung ist schwer zu kontrollieren, daher hat die EU den Palmenrüsselkäfer als Quarantäneschädling eingestuft.
Wer einen Befall oder gar eine Schädigung einer Palme bemerkt, sollte frühzeitig handeln: Zunächst und baldmöglichst müssen bereits zerstörte Palmen aus der Umgebung anderer Palmengewächse entfernt werden. Anschließend werden bereits befallenen Palmen mit (nach Möglichkeit biologischen) Insektiziden behandelt. Auch der Einsatz von Lockstoffallen ist sinnvoll, um männliche Käfer zu beseitigen. Wenn diese Maßnahmen keine Wirkung zeigen, müssen ausgebildete Baumchirurgen die Pflanzen auf mechanische Weise entseuchen. Bei korrekter Durchführung dieser Maßnahme hat die Palme so gute Chancen, später wieder auszutreiben.