Der korfiotische Frisör Spyros Priftis veresucht seit drei Jahren, einen Frisörladen aufzumachen. Doch die griechische Bürokratie legt ihm Steine in den Weg. Die Geschichte seiner Odysee war am Donnerstag in der Onlineausgabe des Nachrichtenmagazins NTV zu lesen.
Wann seine Reise angefangen hat, weiß Spyros Priftis aus Acharavi genau. Schon Ende 2010 hat er seinen Abschluss gemacht. Dass sie jemals endet, glaubt er aber nicht. Seit mehr als drei Jahren behindert ihn die griechische Bürokratie. Sie hindert ihn daran, in dem Beruf zu arbeiten, den er gelernt hat. Spyros Priftis will keine Investmentbank eröffnen. Keine Waffenfabrik. Und auch keine Herzklinik. Sondern einen Frisörladen.
Eigentlich müsste sich die Verwaltung freuen, dass Spyros Priftis mitten in der Krise ein neues Geschäft aufmachen will. Seit 2008 ist Griechenlands Wirtschaft um fast ein Viertel geschrumpft. Mehr als jeder vierte Grieche ist arbeitslos. Bei den Jugendlichen unter 25 Jahren haben sogar rund 59 Prozent keinen Job. Doch für die griechische Bürokratie ist sein Traum vom eigenen Laden eine Bedrohung.
Denn Priftis hat an einer privaten Friseurschule in Athen gelernt. Private Ausbildungsinstitute und ihre Abschlüsse erkennen die Behörden aber nicht an – der Grund: man will den staatlichen Einrichtungen nicht das Wasser abgraben. Zwei Jahre Berufserfahrung musste ein griechischer Frisör bislang vorweisen, bevor er seinen eigenen Salon aufmachen durfte. Auf Druck der EU hat die Regierung die Regel inzwischen gekippt. Aber eben nur für Coiffeure mit staatlichem Abschluss.
Spyros Priftis ist nur einer von hunderttausenden Arbeitslosen, aber seine haarsträubende Geschichte zeigt ein großes Problem auf. Was die Anerkennung einer privaten Ausbildung angeht, erinnern Griechenlands Gesetze an die Sowjetunion. Eine echte Liberalisierung gibt es wohl noch nicht. Veränderungen, die das System bedrohen, die Öffnung der Wirtschaft, der Kampf gegen Steuerhinterziehung, gehen viel zu langsam voran. Solche schmerzhaften Strukturreformen scheint die griechische Regierung noch zu vermeiden.
Spyros Priftis soll weiter auf seine Erlaubnis zum Haareschneiden warten. Der Staat bräuchte bloß eines zu tun, um seine Odyssee zu beenden: seinen Abschluss anzuerkennen.
Statt auf Dauer arbeitslos zu bleiben, hat er versucht, sich Hilfe von anderer Stelle zu holen. Er schrieb an den Internationalen Währungsfonds. Auch bei EU-Währungskommissar Olli Rehn, Wettbewerbshüter Joaquin Almunia und Binnenmarktkommisar Michel Barnier hat Priftis sich beschwert. „Ich habe den Überblick verloren, an wie viele ausländische Würdenträger ich mich mit meinem Fall schon gewandt habe“, sagt Priftis.
Man habe seine Anfrage geprüft, schrieb Barnier im November in seiner Antwort an Priftis, sein Fall betreffe die Frage, welche Art von Nachweis für den Zugang zu bestimmten Berufen nötig sei. Das sei vor allem eine nationale Angelegenheit. „Allerdings hat die Kommission den Beginn einer Evaluation angekündigt, um den Zugang zu Berufen zu verbessern, besonders durch ein transparenteres Regelwerk in den einzelnen Mitgliedsstaaten“.
Auch an den griechischen Premierminister Antonis Samaras und an Finanzminister Giannis Stournaras hat er geschrieben. Und an den Gesundheitsminister, dessen Beamte für die Zulassung von Frisörsalons zuständig sind. Auf eine zufriedenstellende Antwort wartet Spyros Priftis bis heute.
Quelle : n-tv.de