Der Frühling und der Herbst sind auf Korfu die perfekte Zeit zum Wandern. Die schattige grüne Vegetation bietet vor und nach der heißen Saison nicht nur ideale Bedingungen sondern auch beeindruckende Exponate für Botaniker und natürlich immer wieder abwechslungsreiche und fantastische Landschaften.
Die „Grüne Insel“ ist ein (noch wenig bekanntes) Paradies für Wanderfreunde. Erst vor etwa 15 Jahren hat die englischstämmige Hilary Whitton Paipeti damit begonnen, die uralten, nicht mehr genutzen Verbindungswege zwischen den Dörfern und die heute kaum noch genutzten griechischen Eselspfade wieder aufzuspüren und zu Wanderwegen zu kombinieren.
Einige Jahre später schuf sie eine Weitwanderroute von 222 Kilometern Länge, die die südlichste mit der nördlichsten Spitze der Insel verbindet. Diese Strecke heißt Corfu Trail und ist durch gelbe, rautenförmige Schilder markiert. Sie beginnt im Süden, wo die Route auf Küstenwegen und durch Dünenlandschaften entlang des Wassers beginnt. Von dort führt der Weg durch dichte schattige Eichen- und Olivenwälder weiter, immer in Richtung des höchsten Berges des Pantokrators. Man durchquert eine Hochebene, erklimmt einen Gipfel, erreicht urige Dörfer und kommt mit deren Bewohnern in Kontakt. Und auf jeder Teilstrecke entdeckt man Spuren des früheren bäuerlichen Lebens – verlassene Bauernhäuser oder alte Olivenpressen. Und immer wieder bietet sich dem Auge ein grandioser Ausblick.
Insgesamt 25 Teilabschnitte hat der Wanderweg. Jeder hat ein spezielles Highlight – ein Naturreservat, ein verlassenes Dorf, eine Festung oder ein gigantischer Blick auf tiefblaues Meer oder das gegenüberliegende Festland. Etwa 10 bis 12 Tage würde es dauern, den gesamten Corfu-Trail zu erwandern. Dies erfordert schon eine gute Kondition, da viele Höhenmeter zu überwinden sind. Allerdings lassen sich die Teilstrecken auch sehr gut als Tagestouren organisieren. Wo immer es eigentumsrechtlich erlaubt ist, bleibt man dabei auf den ursprünglichen, teils noch aus venezischer Zeit stammenden Pfaden.
Doch leider fühlt sich niemand wirklich verantwortlich für die Unterhaltung der Wanderwege. So sind mittlerweile viele der gelben Schilder verblasst oder verloren gegangen, Wege zugewachsen oder schwer zu finden. Diesen Winter hat es darüber hinaus so stark geregnet, dass infolge von Straßenabbrüchen einige Passagen unpassierbar georden sind. Privatpersonen und/ oder Vereine sorgen zwar in ihren Dörfern für Umgehungen, jedoch sind diese nicht einheitlich gekennzeichnet. Wer sich also allein auf den Weg macht und sich nur auf seine Wanderkarte oder den Begleittext verlässt, wird sich unter Umständen verlaufen. Aber ein bisschen Abenteuer gehört auch dazu – wirklich verloren ist man auf Korfu, auch ohne Griechisch-Kenntnisse ja nie. Wer aber auf Nummer sicher gehen will, sollte sich einer Gruppe mit einem erfahrenen Wanderführer anschließen.
Die Redaktion von Radio-Korfu freut sich übrigens über Wandervorschläge, Rundwege oder Tagestouren. Auch Hinweise zu unpassierbaren Streckenabschnitten oder zu sonstigen negativen Erfahrungen sind willkommen.
Liebe Maria,
vor einiger Zeit sah ich sie im Fernsehen und deshalb schreibe ich ihnen. Ich werde im Mai auf Korfu sein und in Agios Mattheos wohnen. Zum Dorf Karousades hätte ich vielleicht eine interessante Geschichte für sie. Es geht um einen 999-er Soldaten der, trotz Zuchthaus und Buchenwald, im Herbst 1943 eingezogen wurde, obwohl er als Kommunist als „wehrunwürdig“ galt. Sie wurden sozusagen als Kanonenfutter an die Front geschickt. Er hat auf Korfu Schlimmes erlebt, aber er hat möglicherweise einem Menschen aus Karousades das Leben gerettet. In einem kleinen Büchlein über Partisanen auf dem Balkan schreibt er von einem jüdischen Klempner namens Kostas Kephalos, den er am Vorabend der geplanten Abholung der Juden des Dorfes gewarnt und ihn damit vor Auschwitz gerettet hat. Wenn sie sich melden, schicke ich ihnen eine Zusammenfassung über das, was ich über Korfu und den Soldaten recherchiert habe. Es sollte stimmen, meine ich.
Liebe Grüße aus Berlin,
Doris Ullrich