Durch Erfahrungen aus erster Hand wissen wir, dass Griechen – für uns Mitteleuropäer teilweise unverständlicherweise – doch durchaus mal in Urlaub fahren. Und zwar ins Ausland! Und damit meinen wir nicht die Inselbewohner, die hin und wieder das griechische Festland besuchen (für griechische Inselbewohner ist das durchaus schon mit Ausland gleichzusetzen – sogar mit „Europa“!), sondern Griechen, darunter auch Korfioten, die andere Länder bereisen.
Unverständlich oft für uns, die wir denken „warum in die Ferne schweifen, wenn das Gute liegt so nah?“ – frei nach Johann Wolfgang von Goethe – denn unserer Meinung nach haben die Griechen und vor allem die griechischen „Insulaner“ doch alles, was das Herz begehrt: Meer, Strand, Sonne, Berge, Kultur, Tradition, Moderne und vieles mehr.
Nun sind die Griechen ja aber durchaus auch ein wissbegieriges Völkchen und u.a. auch durch den Tourismus mit der „großen weiten Welt“ in Kontakt gekommen. Und sie nehmen natürlich auch vieles von den Touristen mit, bzw. werden neugierig auf deren Herkunftsländer.
Natürlich will man im Urlaub neue Dinge erfahren und erleben – aber wenn so ein bisschen Gemeinsamkeit zu entdecken ist, ist das auch nicht schlimm. So denkt vermutlich nicht nur der griechische Urlauber, sondern wir alle, wenn es uns aus privaten oder sonstigen Gründen mal in´s Ausland verschlägt.
So kommen zum Beispiel viele Tschechen nach Griechenland – warum sollten also nicht auch Griechen mal Tschechien erkunden? Erster Anlaufpunkt ist dort natürlich die wundervolle Hauptstadt Prag – die „goldene Stadt“.
Also suchen wir mal nach ein paar Gemeinsamkeiten. Und nach neuen Inspirationen für Griechen in Prag (Πράγα).
Architektur
Prag ist quasi ein 3D Lehrbuch für Architektur. Romanische Kirchen und Souterrains, gotische Dome, barocke Paläste und Gärten, mondäne Jugenstil-Bauten und einzigartige kubistische Architektur machen aus Ihr einen Ort, der seines gleichen auf der Welt sucht. Man muss nicht unbedingt ein Kenner der einzelnen architektonischen Stile sein, um die architektonische Vielfalt der tschechischen Hauptstadt genießen zu können. Gleiches gilt auch für die griechische Architektur, allerdings eher für die antike, die dem Besucher etwas mehr Phantasie abverlangt.
Musik
Vom musikalischen Standpunkt aus befriedigt Prag sowohl Liebhaber klassischer Musik wie auch Fans von Rock, Pop oder alternativer Musikrichtungen. Klassische Musik lebt hier neben Tanzmusik, Rock, Indie, Hip-Hop und Schlager. Und natürlich vielen anderen mehr. A propos Schlager: Wahrscheinlich nicht jeder Korfiote (wenn überhaupt einer), dafür viele unserer Leser werden sich sicher an die „goldene Stimme aus Prag“, bzw. den „Frank Sinatra des Ostens“ erinnern: gemeint und so betitelt wird Karel Gott. Geboren 1939 in Pilsen zog er mit seiner Familie im Alter von 6 Jahren nach Prag um und begann von dort aus seine musikalische Karriere. Er vertrat sogar Österreich beim ESC 1968 und landete auf Platz 13. Das nur so am Rande, da uns als Radio so etwas natürlich interessiert – auch über die „Biene Maja“ hinaus….
Interessant ist auch, dass er offensichtlich auch eine Beziehung zu Griechenland hat, denn sein „Mädchen aus Athen“ zeugt davon.
Bier
Die meisten Bierkenner kennen vermutlich ein gutes „Pilsener“, wissen aber gar nicht, dass dies ursprünglich aus der tschechischen Stadt Pilsen stammt. Viele Bierstuben in Prag schenken natürlich auch diese traditionelle „Hopfenkaltschale“ aus, es gibt aber auch verschiedene kleine Brauereien – oft auch Klosterbrauereien mit hervorragenden Bieren. Die Parallele zu Korfu findet sich auch wieder hier, denn die korfiotische Brauerei „Corfu Bier“ (Kerkyraiiki Thythopiía – Κερκυραϊκή Ζυθοποιία) von Spyros Kaloudis kann sich durchaus mit internationalen Brauereien messen. Nicht in der Menge, aber sicher in der Qualität. Also korfiotische Bierliebhaber: auf nach Prag! Dort bekommt man das beste Bier laut Bierkennern übrigens in der Braustube „Zu den bösen Zeiten“ (tsch.: pivnice Zlý časy).
Kaffee
Wie jeder Griechenlandliebhaber weiss: Kaffee ist WICHTIG. Eine weitere Übereinstimmung in Vorlieben und Gepflogenheiten zwischen Griechen und Tschechen. Und Prag hat ebenfalls seine berühmten Kaffeehäuser, die auch aus Achtung vor der Tradition und der berühmten Persönlichkeiten, die sie des guten Kaffees wegen aufgesucht haben, besucht werden. So bietet z.B. das Kaffeehaus „Kavárna Pražírna“ (dt.: Rösterei) seinen Gästen einen hervorragenden Kaffee an, der von kleinen Farmen stammt. Das Kaffeehaus kauft die Kaffeebohnen selbst ein und röstet sie auch selbst. Kaffeegenuss pur – nur halt an der Moldau, nicht am Meer….
Gärten und Parks
Die historischen Gärten und Parks Prags stellen einen der Schätze der Stadt dar. Es gibt rund 200 davon, die ältesten entstanden bereits im Mittelalter und für gewöhnlich hat man aus ihnen einen überwältigenden Ausblick auf die Stadt. Bei den ersten Prager Gärten handelte es sich um Klostergärten. Jene in Privatbesitz oder solche, die an Palais oder kostspielige Bürgerhäuser angrenzten, kamen erst später während der Renaissance hinzu. Welcher Korfiote wird hier nicht automatisch an „Mon Repo“ oder das berühmte „Achilleion“ der Kaiserin Sissi denken?
Jahrhundertealte Kultur
Prag blickt auf mehrere Jahrhunderte einer reichhaltigen Kultur-, Sozial- und Bildungsentwicklung zurück, dazu gehört nicht zuletzt die älteste Universität in Mitteleuropa, die 1348 gegründeten Karls-Universität, sondern auch die 1863 die Tschechische Technische Universität Prag gegründet.
Die Parallele zu Korfu bildet die Ionische Universität (Ιόνιο Πανεπιστήμιο), eine staatliche griechische Universität in Korfu (Stadt). Korfu war Sitz der Ionischen Akademie, der 1824 gegründeten ersten neuzeitlichen Hochschule Griechenlands, in deren Geist sich die Ionische Universität sieht. Auf Korfu kann man die Wurzeln der blühenden griechischen Kultur (vor allem der Musik, des Theaters, der Literatur und der Architektur) in der besonderen historischen Vergangenheit finden: die Abwesenheit der türkischen Herrschaft, die das ganze Ägäische Meer terrorisierte, und der Einfluss der byzantinischen und venezianischen Kultur erlaubten, dass sich hier Kultur sich entwickelte, die mit der Tradition verbunden war, sich aber an den Sitten anderer Kulturen bereicherte.
Gute Aussichten
Ausblicke auf Prag nehmen dem Besucher an 365 Tagen im Jahr den Atem. Obwohl die tschechische Metropole den Beinamen „Die Stadt der hundert Türme“ trägt, zieren in Wirklichkeit rund eintausend Türme die Stadt an der Moldau. Dem Korfioten raubt ebenfalls an 365 Tagen im Jahr der Blick auf seine Insel den Atem, sei es auf Korfu-Stadt oder auf das umgebende Meer.
Wer sich nun – Korfiote oder nicht – zu einem Ausflug nach Prag entschlossen hat, schaut sich natürlich nicht nur nach Flügen, sondern auch nach Unterkünften um. Derer gibt es viele, vom Hotel Novotel Praha Wenceslas Square über den Mama Shelter Prag bis hin zu günstigen (privaten) Unterkünften bietet Prag alles, was Herz und Geldbeutel begehren!
Schöne Ferien – Kalés Diakopés (καλές διακοπές)!