Heute beraten die Finanzminister der Eurostaaten in Brüssel über die Haushaltsentwürfe für 2017. Am Nachmittag werden sie darüber hinaus über das Spar- und Reformprogramm der griechischen Regierung diskutieren. Für Griechenland steht dabei einiges auf dem Spiel: Werden die institutionen den Reformfortschritt Griechenlands positiv bewerten? Wird der strenge Kurs des deutschen Finanzministers, den er beschönigend „Sparkurs“ nennt, endlich in eine produktivere Richtung umgelenkt?
Wenn nicht, wird weiter gekürzt: auf Griechisch heißt die „Sparpolitik“ „Politiki litiotitas“, wobei litotita ein griechisches Synonym für Austerität ist und mit „Schlichtheit“ „Einschränkung“ oder „Askese“ assoziiert wird. Askese, ein Wort mit altgriechsichen Wurzeln, das an die spar-tansiche Lebensweise im antiken Spar-ta erinnert, an Disziplinierung und Maßregelung. Die Folgen der „Sparpolitik“ in Griechenland sind für große Teile der Bevölkerung mit Armut und Elend verbunden. „Sparen“ gilt hierzulande mittlerweile als Grund für eine humanitäre Katastrophe.
Der Protestonaut-Kalender 2017 von Sophia und Alexander Hauk greift dieses Thema bildlich auf: Die Macher dieses außergewöhnlichen Fotokalenders zeigen die Auswirkungen der Kürzungspolitik auf ihre Weise: Die Motive der Fotografin Sophia Hauk werden durch Texte und Zahlen aus Studien, Fachliteratur und Medien ergänzt, und das in deutscher, englischer und griechischer Sprache.
Sophia Hauk: „Die Austeritätspolitik und die damit verbundenen jahrelangen Entbehrungen haben Griechenland nicht gerettet. Und längst geht es nicht mehr nur um Griechenland. Es geht um die Zukunft Europas.“ Denn die Austeritätspolitik wirke wie ein Beschleuniger auf das Auseinanderdriften der europäischen Staaten und zähle zu den Ursachen, warum überall in Europa Populisten und Extremisten im Aufwind sind, so die Hamburger Fotografin mit eigenem Studio in Berlin. Normalerweise arbeitet Hauk international für bekannte Unternehmen und Agenturen. Auch viele Prominente standen schon vor ihrer Kamera.
Auf allen Monatsmotiven, die in Athen, Thessaloniki, Kalandra, Kassandria (Halkidiki), Gythio (Peloponnes) und Idomeni entstanden sind, taucht ein Astronaut auf, den die Kalendermacher Protestonaut (von lat.: protestari – öffentlich bezeugen und griech.: -nautēs – Matrose) getauft haben. Die Idee hinter dem Kalender erklärt Hauk so: „Im All haben Astronauten einen außergewöhnlichen Blick auf die Erde und schweben über Problemen des blauen Planeten. Im Kostüm könnte jeder stecken.“
Rund ein halbes Jahr haben die Macher an dem 18-seitigen Kalender im DIN-A3-Format gearbeitet, der für 18 Euro erhältlich ist (ISBN 978-3981672596). Im kommenden Jahr sollen die Motive in Ausstellungen in Deutschland und Griechenland gezeigt werden.
Protestonaut Kalender 2017
von Sophia Hauk und Alexander Hauk
Verlag Hans Högel
Erscheinungsdatum: 4. November 2016
ISBN/EAN: 978-3981672596