Ostern steht vor der Tür, im nicht-orthodoxen Teil der christlichen Welt schon am kommenden Wochenende, hier in Griechenland sind wir im Jahr 2015 eine Woche später dran. Grund genug, sich mal wieder mit den Traditionen rund um dieses Fest – das hier in Griechenland so ziemlich das Größte und Wichtigste des Jahres ist – zu befassen.
Dafür haben wir uns heute das „Eierpecken“ herausgepeckt, ähm, -gepickt.
Diese Tradition gibt es nicht nur in Griechenland; sicherlich kennt der eine oder die andere das auch aus seiner/ihrer jeweiligen Heimat, denn es ist ein international anerkannter Spaß (wobei in verschiedenen Gegenden zu Ostern sogar regelrechte, fast vereinsmeiermäßig organisierte Wettbewerbe ausgetragen werden, da kann der Spaß dann aber ganz bald vorbei sein…).
Was hat es mit dieser Tradition eigentlich auf sich?
Nun, Hinweise auf einen religiösen, esoterischen oder sonst schöngeistigen Hintergrund haben wir nicht gefunden, klar scheint nur, dass die ersten Aufzeichnungen über diesen „Sport“ von Beginn des 19. Jahrhunderts stammen. Wir glauben, das ist einfach nur eine Gaudi…
Und so geht´s:
Zwei Spieler nehmen je ein hart gekochtes (!!!) Osterei in die Hand. Ein Spieler fängt an und schlägt mit der Spitze seines Eis auf die Eispitze seines Gegenspielers, mit der Absicht, dessen Schale zu zerbrechen.
Der Oberpfälzer Volkskundler Franz Xaver von Schönwerth beschrieb schon um 1890 herum dieses Osterspiel so: „Zwei stoßen die Eyer aufeinander, zuerst Spitz auf Spitz, dann Spitz auf Arsch oder umgekehrt. Wessen Ey bricht, verliert es an den anderen.“
Hier in Griechenland wird das Eierpecken verstärkt am Ostersonntag praktiziert – an dem Tag, an dem man endlich von den Kasteiungen der vorösterlichen Fastenzeit erlöst ist, denn zu denen gehört auch der Verzicht auf Eier…
Sieger ist, wessen Ei zum Schluss als einziges noch unversehrt ist, wobei die Eier in der Regel im Besitz der jeweiligen Spieler bleiben.
Und für alle, die sich mit dem „Bruchstellenphänomen“ schon öfter gedanklich beschäftigt haben hier ein kleiner Ausflug in die Hühnereierkunde und Physik:
Entscheidend für den Ausgang des Ostereierpeckens ist die Härte und die Dicke der Eierschale. Diese Faktoren hängen außer von der Lebensweise und Ernährung maßgeblich vom Alter des Huhnes ab, denn die Eierschale von jungen Hühnern enthält mehr Proteine und ist dadurch stabiler. So halten deren Eier einen Druck von bis zu (450 kPa) aus, wohingegen Eier alter Hühner nur halb so belastungsfähig sind. Neben diesen natürlichen Faktoren ist allerdings auch der Winkel, in dem die beiden Eier aufeinandertreffen, entscheidend. Hier zeigt sich der Profi…
Wenn ein Teilnehmer nur immer auf der Siegerseite ist, wird er schon mal verdächtigt, mit einem Gipsei oder „Pechei“ angetreten zu sein. Pecheier sind ausgeblasene Eier, die mit flüssigem Pech gefüllt werden und nach dem Erkalten der Füllung steinhart werden. Solche wurden früher oft verwendet – aber natürlich niemals nicht hier in Griechenland! Das wär ja geschummelt!!!
Radio Korfu wünscht viel Spaß beim Ostereierpecken – möge das frischste Ei gewinnen!
Quelle zum hühnerkundlich-physikalischen Teil: Wikipedia