Ganz schön was los war am späten Nachmittag des 21. Juli 2021 in der Altstadt von Korfu. Geschätzte 800 bis 1000 Einwohner versammelten sich am Liston um ihren Unmut gegenüber den immer strenger geschnürten Corona-Maßnahmen zum Ausdruck zu bringen. Griechenlandweit wurde in den sozialen Medien zu Demonstrationen in allen größeren Städten aufgerufen.
Lange Zeit haben die Korfioten still gehalten. Haben zwei der europaweit strengsten Lockdowns ertragen, Masken- und Testpflicht für Schüler und Arbeitnehmer, Panikmache in nahezu allen Medien, aggressive Imfkampagnen und zum Schluss eine von der Regierung provozierte gesellschaftliche Spaltung zwischen „Emvoliasmenoi“ (Geimpften) und „Anemvoliastoi“ (Ungeimfpten). Lange Zeit hatte es den Anschein, als würde all das an den von Natur aus gut gelaunten und fröhlichen Einwohnern der Insel abprallen.
Doch vor einer Woche ist das Fass anscheinend übergelaufen. Der Grund: Die geplante und mittlerweile ins Parlament eingereichte Gestzesänderung, mit der eine Pflichtimpfung für alle im Gesundheitssektor Beschäftigten durchgesetzt werden soll. Gerade im medizinischen Bereich werden die Bedenken gegen die Impfung immer lauter, die Bereitschaft, sich gegen das Corona-Virus impfen zu lassen, sinkt. Selbst die Androhung des Arbeitsplatz-Verlustes hat nicht den gewünschten Erfolg gezeigt. Viele Griechen glauben inzwischen sowieso nicht mehr daran, dass die Impfung den versprochenen Schutz vor dem Virus bietet und fühlen sich zu etwas genötigt, was ihnen sinnlos erscheint.
Zudem bricht die Regierung ein Tabu: Es sollen Kinder und Jugendliche mit dem noch in der Probephase befindlichen Vakzin geimpft werden, obwohl die meisten Fachleute öffentlich bekräftigen, dass das Corona Virus keine ernstzunehmende Gafahr für gesunde junge Menschen darstellt. Die meisten griechischen Eltern wollen das Risiko einer Impf-Nebenwirkung daher nicht eingehen.
Anders als in Athen demonstrierten die Menschen auf Korfu friedlich. Mitläufer aus der rechten Szene waren zwar anwesend, verhielten sich aber diskret. Neben gebürtigen kamen auch viele zugezogene Korfioten, unter anderem die wachsene Gemeinschaft der „My body – my choice“ Bewegung. Die Polizei war nicht anwesend und auch nicht nötig.